Wie bin ich zur Geige gekommen?
Meine Eltern haben mich als kleines Kind in ein Konzert in der Kirche mitgenommen. Da waren ganz viele Geigen und sie spielten wie ein riesiges Klangmeer.
Auf dem Schoss meines Vaters schlief ich ein und verfiel in einen berauschenden Traum, in dem ich mich frei, beschwingt und schwerelos fühlte. Ich konnte fliegen!
Von da an lauschte ich jedem Streicher- und Orchesterklang, der aus dem Radio ertönte. Die Klänge beeinflussten mein kindliches Spiel, berauschten mich und beflügelten meine Phantasie. Als Kind wollte ich tanzen, malen, Geschichten erfinden, Rollen spielen und unbedingt ganz für mich allein eine Geige haben.
Dann würde ich sie im Geheimen erforschen und Klänge mit ihr zaubern.
Im tiefen tiefen Wald
Oder so … Nach zwei Jahren kontinuierlichem Bitten und Betteln bekam ich: Geigenunterricht!
Eigentlich wollte ich ja nur eine Geige haben. Aber, na gut, wenn sie nur mit Unterricht zu haben war, dann: meinetwegen! Das war aber nicht so schön.
Allein die Geige mit dem Kinn zu halten tat weh und war unangenehm. Der Unterricht war trocken und verschult. Es ging um Leistung und Vergleich und Wettbewerb.
Aber ich wollte doch nur diesen Rausch von damals wieder erleben! Irgendwie musste ich mich durch diese unangenehme Welt durchfressen, um dann selber im Orchester und in Kammermusikformationen zu landen und mitfliegen zu dürfen.
Ich liebe das Streichquartett
Das Miniorchester! Oder das Duo! Gemeinschaftlich zu musizieren verbindet und erzeugt liebevolle Schwingungen.
Wie bin ich zur Bratsche gekommen?
Ich wurde älter und füllte mein Leben mit Kunst, Theater, Literatur, Schauspiel und Musik. Es gab keinen Studiengang, bei dem ich eine Rolle spielen, Filme machen, malen und im Orchester spielen konnte.
Ich war keine virtuose Geigerin. Und ich mochte das enge Gefühl der abrufbaren künstlerischen Leistung und des Wettbewerbs nicht. Mir war mehr daran gelegen einen Klang zu erzeugen, der Menschen unmittelbar berührt, um mit ihnen in Verbindung zu gehen.
So kam ich zur Bratsche. Sie lebt zwischen Geige und Cello, im Orchester ist sie Füllmaterial und manchmal: da schweigen alle kurz, um der Melodie zu lauschen, von den Bratschen wohlklingend und voluminös vorgetragen.
Gehören sie nun zur Bassgruppe oder zu den hohen Instrumenten? Egal! Das Studium fühlte sich wie eine Nische an, von der aus ich alle meine Bedürfnisse abdecken konnte.
Wie bin ich zum Unterrichten gekommen?
Mir war es wichtig, meinen Unterhalt selbst zu bestreiten: Babysitten, Putzen, Komparsen und Schauspieljobs, im Foyerteam der Philharmonie, Muggen (Musik gegen Geld). Es fühlte sich gut an, Geld gegen Leistung zu bekommen und damit unabhängig und autark zu sein.
Das Funkeln in den Augen
Diese Unabhängigkeit wollte ich beibehalten, auch wenn ich, relativ jung, schon ein Kind bekommen hatte.
Daraus ergab es sich, mit Kindern Musik zu machen:
Als Babys, im Kindergarten und als sie größer wurden: nahm ich diese enorme verzaubernde Wirkung, die die Geige auf Kinder hat, war.
Das Funkeln in den Augen, wenn sie sagen: Mama! Ich will eine Geige haben!!
Seit über 25 Jahren begleite ich Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf ihrem Weg mit der Geige. Ich habe Kammermusikensembles für „Jugend musiziert“ begleitet, Streichensembles geleitet und Streicherfreizeiten organisiert.
Es waren langjährige und intensive Begleitungen, für die ich unendlich dankbar bin. Jede einzelne Begegnung war und ist ein Geschenk für mich.